Endlich kann es losgehen – wir starten am Freitag, den 23. Oktober unsere 2. Etappe - vom Paraiso Suizo über Colonia del Sacramento und Buenos Aires zur Halbinsel Valdes.
Wohin und wieweit uns unsere 2. Etappe bringen wird, das wissen wir nicht. Das haben wir auch nicht geplant. Was wir geplant haben, sind die beiden ersten Etappenziele.
Die Halbinsel Valdes, die wir bereits im letzten Dezember besucht haben. Das Frühjahr gilt als „die“ Saison für die Ballena Franca Austral Wale (Südkapern), die uns so begeistert haben.
Danach wollen wir zurück nach Puerto Rio Tranquillo, wo uns im letzten Jahr unser Sprinter so enttäuscht hat, dass wir bereits Anfang März beschlossen haben auf den schnellsten Weg nach Uruguay zurückzukehren um dort mit ein paar Badetagen die Etappe zu beenden und unseren Frust zu überwinden.
Im vergangenen Jahr sind wir über den Landweg nach Argentinien eingereist. Und haben prompt unsere Erfahrungen mit der als korrupt geltenden Polizei in Entre Rios gemacht. Um das zu vermeiden und weil es schneller, kürzer aber auch teurer ist, nehmen wir die Fähre über den Rio de la Plata. Die Schnellfähre ab Montevideo können wir nicht nehmen, da unser Sprinter mit 3,35 Metern zu hoch ist. Also machen wir uns auf nach Colonia del Sacramento. Da der Abschied im Paraiso Suizo etwas länger dauert, kommen wir erst am Spätnachmittag an. Im Fährteminal kaufen wir für 6.265 $, das sind knapp 200 Euro die Tickets für den nächsten Tag. Wenn man sich überlegt, dass die Polizei in Entre Rios im letzten Dezember Charly 180 US$ für ein fehlendes Tempo 90 Schild abgeknöpft hat, so ist das fast ein Schnäppchen.
Wir müssen morgen bereits um 03:30 Uhr einchecken. Es wird also nur eine kurze Nacht. Glücklicherweise gibt es in der Nähe die Möglichkeit direkt am Rio de la Plata und der historischen Stadtmauer. Bevor es dunkel wird reicht es noch zu einem kleinen Spaziergang durch die Altstadt dieses hübschen und sehenswerten Städtchens.
Am nächsten Morgen sind wir zeitig am Fähranleger. Es ist Wochenende. Daher warten nur etwa 10 weitere Fahrzeuge auf die Überfahrt. Wir parken das Auto und gehen zum Fährterminal. Hier ist auch nicht viel mehr Betrieb. Neben dem Check In Schalter sehen wir die Migration. Aus- und Einreise, wie wir es bereits von der Schnellfähre Montevideo – Buenos Aires kennen, unmittelbar nebeneinander. Aber wo kann unser Auto ausreisen? Einen Zollschalter suchen wir vergeblich. Wir fragen daher den netten Herrn am Check In Schalter. Der verlässt seinen Arbeitsplatz und bringt uns zu einem älteren Herrn, der am anderen Ende der großen Halle gelangweilt am Tresen des Kaffeestandes steht. Ohne besonderes Interesse nimmt er das Fahrzeugdokument entgegen. Hoffentlich kommt es auch dort an wo es ankommen sollte. Und wir bekommen keine Probleme bei der nächsten Einreise.
Bei uns klappt die Abwicklung schnell und komplikationslos. Ein Stockwerk höher warten aber doch mehr Leute als erwartet auf die Einschiffung. Passagiere gehen direkt an Bord, die Fahrer der Fahrzeuge müssen über eine Treppe wieder auf den Parkplatz. Nachdem auch der letzte Fußgänger an Bord ist dürfen auch wir.
Um 04:30 Uhr fahren ab. Die Fähre ist relativ groß, aber viele Plätze durch lang hingestreckte schlafende Passagiere belegt. Wir finden trotzdem eine vierer Reihe für uns und sind ebenfalls bald am dösen.
Gute 3 Stunden später nähern wir uns Buenos Aires. Nach dem wir die Fähre verlassen haben, erfolgt die obligatorische Frucht- und Fleischkontrolle. Ein junger Mann schaut sich sehr interessiert unser Auto an, sucht aber nicht in den Schränken.
Ein paar Meter weiter sitzt ein netter junger Zöllner in einem kleinen Verschlag und erstellt schnell und komplikationslos die Einreisepapiere des Sprinters. Auf dem Buquebusparkplatz, der uns bereits einmal als Stellplatz für eine Nacht diente, machen wir eine kurze Frühstückspause bevor wir uns in den Großstadtverkehr begeben. Aber auch hier merkt man - es ist Wochenende.
Über WhatsApp stimmen wir uns mit Gustavo ab. Wir haben Gustavo und seine charmante Gattin Adriaana in Villa La Angostura kennengelernt. Und Gustavo war sehr hilfsbereit bei der Beschaffung eines von Mercedes Mexiko entwickelten Dieseladditivs. Wir trafen uns in seinen Geschäftsräumen in Olivos, einem Ortsteil der Stadt Vicente López in der Provinz Buenos Aires. Hier im Ballungsraum von Buenos Aires sind die Stadtgrenzen fließend. Wir haben nicht bemerkt Buenos Aires verlassen zu haben. Leider haben wir den Fotoapparat im Auto gelassen als Gustavo uns seine „Schätzchen“ zeigt. Neben seinem Wohnmobil, ebenfalls auf Sprinter Basis, hat er in einer seiner Hallen diverse Oldtimer stehen. Unter anderem ein gut erhaltenen VW Käfer mit Bretzelfenster. Leider haben wir keine Fotos.
Gustavo hat als erfolgreicher Self-made-man leider nicht viel Zeit für uns. Noch heute muss sich noch heute auf den Weg nach Rio de Janeiro machen.
Dadurch sind wir aber relativ schnell wieder auf den breiten Ausfallstraßen von Buenos Aires. Auf der uns wohlbekannten Ruta 3 kommen wir noch bis Las Flores,einer typischen argentinischen Kleinstadt. An einem kleinen See, der mehr zum Fischen als zum Baden geeignet scheint, gibt es ein Freizeitzentrum mit Campingplatz.
Am nächsten Morgen machen wir ein paar kleinere Einkäufe in der Stadt. Ohne diesen Abstecher hätten wir nicht mitbekommen, dass es heute ein wichtiger Tag für Argentinien ist. Es ist Wahltag. Und ganz besonders spannend, da Christina Fernandez de Kirchner, die als Amtsnachfolgerin ihres Mannes seit 2007 Präsidentin von Argentinien ist, nicht wiedergewählt werden darf.
Es ist kalt und ungemütlich, aber einen Vater stört das nicht seinem Sohn ein paar Tricks auf und mit dem Pferd zu zeigen. Und auch die Störche begleiten uns wieder.
Nach einer kurzen Nacht und anschließenden 700 Kilometer in 1,5 Tagen haben wir uns eine kleine Pause verdient. Wir verlassen die Ruta 3 und fahren nach Monte Hermoso, dem letzten erschlossenen Strandabschnitt der argentinischen Seebäderküste. Wir kommen spät an. Es regnet und es ist sehr ungemütlich. In der Hoffnung auf WiFi beschließen wir am Ortseingang an der YPF zu übernachten. Trugschluss – WiFi funktioniert nicht....
Die Stadt abseits der Seeseite macht einen ganz passablen Eindruck. Überrascht ist man nur von der – sagen wir mal – unorthodoxen Bauweise an der Wasserfront und der Tatsache dass im Ort alle Straßen asphaltiert sind, aber die Costanera aber nicht. Außerhalb der Stadt findet man aber Dünen, Pinien und nette Strandhäuschen.
Die am Strand unterhalb des Faro Recalada zahlreich zu findenden Muscheln verschönern hier die Ansichten.
Bekannt ist der Ort auch für den mit 67 m höchsten Leuchtturm Südamerikas in Gerüstbauweise.
Davon gibt es viele an der Küste. Alle von Gustave Eiffel konstruiert, in Frankreich gebaut und in Einzelteilen nach Argentinien verschifft. Von oben kann man ein seltenes Phänomen beobachten. Den Sonnenauf und -untergang über dem Meer. Leider ist der Faro Recalada heute geschlossen.
Da wir noch eine 2. Nacht bleiben wollen fahren wir am Strand weiter Richtung Westen. Den gesuchten Campingplatz finden wir zwar nicht, dafür machen wir Mittagspause bei den Fischern. Hier stehen am Strand diverse alte Traktoren, mit denen die Fischer ihre Boote ins Wasser und aus dem Wasser holen.
Wir beschließen an diesem schönen Platz zu bleiben und die Sonne und die wunderbare Aussicht zu genießen. Und das lohnt sich.
Der Nachmittag wird noch richtig spannend. Ab 16:30 Uhr treffen die ersten Fischerboote ein. Die einen haben ihren Fang bereits in Kisten verpackt. Bei anderen sind die Netze noch voll und werden teilweise bis in die späte Nacht mühevoll von Hand entfernt werden.
Nach getaner Arbeit bringen die Fischer ihre Boote mit dem Traktor auch fort. Wohin? Das bleibt uns schleierhaft.
Aber als wir am nächsten Morgen um 08:00 Uhr aufstehen, stehen die ersten Traktoren wieder am Strand. Auch die von den Fischern die fast bis Mitternacht gearbeitet haben. Diese Männer verdienen für ihre harte Arbeit unseren Respekt.
Und weiter geht es auf der Ruta 3. Wir verlassen die Provinz La Pampa und kommen an den Grenzfluss Rio Negro zur gleichnamigen Provinz. Hier am Fluss gibt es 2 gegenüberliegende Städte. In der Provinz La Pampa Carmen de Patagones. Hier haben wir auf der 1. Etappe übernachtet. Heute fahren wir über den Rio Negro in die Provinzhauptstadt Viedma. Viedma ist eine nette kleine Stadt ohne große Highlights mit etwa 56.000 Einwohnern. Dabei sollte Viedma 1986 richtig Karriere machen. Die damalige Regierung plante Viedma zur Landeshauptstadt zu machen.
Auf dem Parkplatz des örtlichen Kanuvereins finden wir einen ruhigen Stellplatz, von dem wir auch an der Costanera bis in die Innenstadt laufen können. Da der Abend außerge-wöhnlich mild und angenehm ist, sind an der gesamte Strecke viele junge Leute. Ihre Autos parken am Straßenrand und wie schon häufig gehört laufen überall die Autoradios.
Und in der Innenstadt wundern wir uns wieder über Orangenbäume in Patagonien.
So schön die Lage auch ist, die Nacht ist etwas unruhig. Und das liegt nicht nur an den vorbeiziehenden Gewittern. Die Straße ist doch etwas befahrener als wir es noch am Abende erwartet haben. Und am Morgen regnet es weiter. Wie in vielen Städten findet man auch in Viedma fast keine Regenwasserkanalisation. Dementsprechend überflutet sind die Straßen. Um in den nächsten Supermarkt zu kommen, ziehen wir wohlweislich die Socken aus und die Gummi Clogs an. Eine gute Entscheidung.
Und weiter geht es auf der Ruta 3. An der YPF in San Antonio del Este wollen wir tanken. Und die gleiche Idee hatten 4 Paare der Grande Francia, die wir schon in Montevideo und im Paraiso Suizo getroffen haben.
Bärbel und Hans sowie Irene und Georg, die beiden Remstaler Paare wollen für eine Nacht weiter nach Las Grutas. Daher bleibt es im Moment bei einem freudigen Hallo und woher und wohin, dann geht es weiter. Wir werden uns sicher auf dem weiteren Weg nochmals treffen.
Dann ein großer Schreck. Auf der 1. Etappe hatte sich erstmals nach Rio Gallegos unser Motorsteuergerät gemeldet. Gleichzeitig leuchtete die ASR sowie die ESP Anzeige auf und der Tempomat hat sich ausgeschaltet. Auch damals mussten wir – wie heute - nach einem Gewitter überflutete Kreuzungen durchqueren. Daraufhin haben wir seinerzeit eine kleine Kaffeepause gemacht. Und die Anzeige war verschwunden. Bis heute. Bis zum km Stand 33.880. Nach einer Kaffeepause waren beide Anzeigen erloschen, um bei km 33.900 wieder zu erscheinen. Wieder eine kurze Pause und wir hatten Ruhe. Bis kurz vor Puerto Madryn. Auf der gut ausgebauten Ruta 3 kommt uns ein LKW entgegen. Und dieser hat einen Stein im Profil. Und dieser Stein fliegt oben links auf die Windschutzscheibe. Auf Ripio hatten wir immer mit Steinschlag gerechnet, aber auf Asphalt? Wenige Zentimeter höher wäre der Stein aufs Blech geflogen. Das wäre ärgerlich, aber nicht so problematisch. Brauchen wir jetzt eine neue Windschutzscheibe? In Puerto Madryn gibt es keine Mercedes Werkstatt. Erst wieder in Commodore Rivadavia. War das wieder einer unserer Pleiten, Pech und Pannen Tage? Um 19:15 Uhr erreichen wir den bekannten ACA Campingplatz. Ein schöner Sonnenuntergang versöhnt uns etwas mit dem Ärger.
Eigentlich wollten wir in Puerto Madryn nur unsere Vorräte für ein paar schöne Tage mit den Walen am Golfo Nuevo zu verbringen.
Stattdessen wird schon wieder geschraubt und repariert. Mit Tesa Film wollen wir versuchen den Steinschlagschaden zu begrenzen. Ob das funktionieren kann? Ein zusätzlicher Griff zum zuziehen der Eingangstür wird montiert. Zwischenzeitlich sind die Remstaler eingetroffen und gemeinsam mit Hans kümmern wir uns um das letzte Detail der neuen Kabinenverriegelung.
Dann fällt uns ein, dass wir irgendwo noch Steinschlagfolie im Auto haben müssen. Sicher wirkungsvoller als Tesa Film. Auch hier hilft uns Hans.
Gegen Abend ist das Quartett der Grande Francia wieder komplett und wir verbringen einen gemütlichen Abend in größerer Runde. Am nächsten Tag können wir einkaufen und uns bei der Touristeninformation den Gezeitenplan holen. Denn wir haben gehört, dass die Orcas bei Hochwasser am liebsten jagen und dabei beobachtet werden können. Und Orcas zu sehen steht auf unserer Wunschliste ganz weit oben. Durch Bauarbeiten am Ortsrand von Puerto Madryn haben wir im letzten Dezember die Abzweigung zur Ruta 42 und damit zu den guten Wahlbeobachtungspunkten nicht gefunden. Das passiert uns in diesem Jahr nicht. Von Christa und Walter, die bereits vor Jahren Südamerika bereisten wurden wir auf Punta Flecha als tolle Gelegenheit aufmerksam gemacht. Und das sollte auch unsere 1. Station sein.
Bei Punta Flecha handelt es sich um ….. Ja, was ist das denn? Ein Leuchtturm? Oder ein Leuchtfeuer? Sicherlich wirkungsvoll zu seiner Zeit, aber sooo hässlich. Wie schön sind da die Leuchttürme an Nord- und Ostsee. Von Punta Flecha hat man aber einen tollen Blick auf die Bucht und Playa las Canteras.
Erstmals treffen wir hier auf Angelika und Peter sowie Karin und Horst.
Hier wollen wir ein paar Tage bleiben um zu schauen ob hier auch wirklich Wale vorbeikommen. Und wir werden nicht enttäuscht, bereits kurz nach dem Abendessen sehen wir die ersten beiden unweit des Ufers.
Weiter geht es am nächsten Morgen beim Frühstück.
3 Nächte bleiben wir hier bei schönen Wetter.
Wir genießen die Zeit und die netten Plaudereien mit unseren Nachbarn. Und sind immer wachsam wenn es darum gilt neue Walbeobachtungen zu machen.
Es sind um diese Jahreszeit nur Walkühe mit ihren Kälbern unterwegs. Aber nicht immer zeigen sie sich gleichzeitig.
Klein gegen Gross. Die riesigen Wale leiden sehr stark unter den Angriffen der Möwen.
Am Strand ist eine Menge los? Von Langeweile keine Spur.